Große Kunst vom Sparrenberg

Neue Westfälische, 16.12.2014
Bielefeld. „In der Sparte Kunst habe ich die Möglichkeit, größere Aufgaben anzugehen und diese zu meistern“, sagt Alea Requardt selbstbewusst. Alea ist eine von sechs Vorstudenten der Sparte Kunst, die alljährlich großformatige Malereien zum Jahresende für die Altstädter Nicolaikirche erstellen. Die jungen ambitionierten Künstler gehören zu einer Gruppe von 60 Schülern, die sich unter der Leitung von Dietrich Schulze auf ihre Aufnahmeprüfungen an einer Fachhochschule oder Akademie vorbereiten. Dabei könnte man die Aufgabe als Königsdisziplin bezeichnen, geht es doch darum, ein Werk von 300 x 200 cm zu meistern.

Die imposanten Werke begleiten nicht nur das Weihnachtskonzert der Musik- und Kunstschule, sondern verbleiben bis ins nächste Jahr hinein an den hohen Wänden des Kirchen-Innenraumes. Dabei wäre dieses Ergebnis ohne den Pfarrer Armin Piepenbrink-Rademacher nicht denkbar, der sich sehr erfreut über die gelungene Zusammenarbeit mit der Musik- und Kunstschule zeigt. Auch wenn die Kunst frei sein müsse, habe er in den vergangenen Jahren nie ein Werk erlebt, das dort deplatziert gewesen wäre. „Die Bilder von enormer Ausdruckskraft sind richtige Hingucker, die unsere Kirche in der Adventszeit bereichern.“

Wie Alea sind auch Friederike Plöger und Andrea Schneider schon langjährige Schülerinnen der MuKu. Dabei könnten ihre Werke nicht unterschiedlicher sein: Während sich bei Friederike wuchtige, breite Pinsel- und Spachtelstriche abstrakt auf dunklem Hintergrund entladen, beherrscht die Arbeit von Andrea ein stilisierter Jesus-Körper, um den sich Notenblätter in den Kosmos ranken. „In zwölf Jahren Schule hatte man sich allmählich daran gewöhnt, die Bilder nach den Vorlieben des Kunstlehrers zu gestalten, schließlich ging es um Zensuren – hier werde ich darin unterstützt, ganz eigene Bildideen zu entwickeln“, meint Andrea.

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Imposanter Auftritt: Ihre Kunstwerke zeigen Maren Breitfeld (hinten, v.l.), Ramin Safarabadi, Andrea Schneider und Friederike Plöger. Vorne, v.l.: Alea Requardt und Elif Gümüs. Foto: Danny Kötter

Dabei sind es nicht nur zukünftige freischaffende Künstler oder Pädagogen, die über den Zeitraum von zwölf Monaten ihr Handwerk verfeinern und eine Erfolg versprechende Bewerbungsmappe erstellen. Auch kommende Studenten der Fächer Architektur, Design oder Kunsttherapie sind dabei. Die Vielfalt der Angebote im Vorstudium Kunst, die sich von Zeichnung und Malerei bis hin zum experimentellen Trickfilm oder Grafikdesign erstrecken, lassen neben dem regulären wöchentlichen Unterricht für Kinder, Jugendliche und Erwachsene eine farbenfrohe, kreative Intensität in den großzügigen Ateliers entstehen.

Schon die dichte Folge von Ausstellungsprojekten sorgt dafür, dass die Schüler trotz des Freiraumes nicht den roten Faden verlieren: „Ein fest umrissenes Thema, ein spezieller Ausstellungsort und vor allem eine Deadline sorgen dafür, dass die Teilnehmer möglichst professionell an die Aufgaben herangehen“, betont Dietrich Schulze, selbst in den 80er Jahren Schüler am Sparrenberg.

Für das nächste Ausstellungsprojekt wird indes schon intensiv gearbeitet. Ab 20. Januar 2015 stellen die Vorstudenten im Bunker Ulmenwall zum Thema „Metamorphosen“ aus. Wie schon in der Altstädter Nicolaikirche ist auch wieder Ramin Safarabadi dabei, der jüngst die Aufnahmeprüfung in Münster für den Studiengang Design-Illustration erfolgreich gemeistert hat. „Klar bin ich auch noch bei den nächsten Projekten dabei – solche Möglichkeiten und gute Lehrer hatte ich noch nie. Das nehm ich noch mit!“ so Safarabadi.